Emotional am Rande des Wahnsinns

Ach Leute, eigentlich sollte ich mich doch total freuen, denn ich fliege am Samstag in den Urlaub. Aber heute war mein Gespräch beim Arbeitsvermittler und der hat es doch tatsächlich geschafft, mich emotional so fertig zu machen, dass ich einfach niemanden mehr sehen und hören will. Mein Plan für heute? Mit Joghurt und Erdbeeren ab ins Bett, Fernseh an und macht mir die Sinnflut..

Ich habe noch nie einen Menschen erlebt, der so uneinsichtig, herablassend und stur ist, wie dieser Vermittler. Es gibt kein Herankommen an eine Verlängerung für meinen 1-Euro Job, obwohl man bis auf 2 Jahre verlängert werden kann. Mein Alter ist der Grund, sagt er. Dabei kann man so einen Job schon mit 15 Jahren machen. Für ihn ist eine Verlängerung nur sinnvoll, wenn man Ende 50 oder auf gut Deutsch ein Assi ist, die man eh nicht in ein richtiges Arbeitsverhältnis vermitteln kann. Dass ich mit Leber- und Lungenmetastasen dasitze, wöchentlich zu Chemo muss, ist für ihn kein Grund, mich in mein Wunsch-Arbeitsverhältnis zu lassen, bei dem ich meine Arbeitsstunden auf meine Therapie abstimmen kann und wo ich mich wohl fühle. Nein, stattdessen wollte er mich heute schon in die erste Maßnahme stecken, damit ich natürlich nicht wieder in der Arbeitslosenstatistik auftauche. Natürlich wäre der Maßnahmeträger wieder irgendwo in Halle, wo ich erst eine Stunde mit Bus und dann fast noch einmal so lange mit der Bahn fahren müsste. Hin und zurück und das jeden Tag, monatelang. Als Alternative bot er mir eine andere Maßnahme an, in der nur Behinderte sind und die zum Ziel hat, über Praktikas Menschen mit Behinderung in ein Arbeitsverhältnis zu bringen. Das klingt eigentlich auch nicht so viel besser, aber wir sind dann direkt dorthin gefahren, da ich ja klären musste, inwieweit sich diese Maßnahme für mich lohnt, wenn ich wöchentlich zur Chemo und zur Blutkontrolle muss.

Als ich dann im Auto vor’m Jobcenter saß, fing ich erst einmal bitterlich an zu weinen und hatte vor lauter Stress schon fast Streit mit meiner Mutti. Ich kann ja das Gespräch hier nicht wortwörtlich wiedergeben, aber wir saßen eine Stunde bei meinem Vermittler und das war die schlimmste Stunde, die ich überhaupt bei einem Arbeitsvermittler verbracht habe. Dieser Mensch hat es nicht verdient, Arbeitsvermittler zu sein und er zeigt einem auch, dass er am längeren Hebel hängt. Das Gespräch hat mich so aufgelöst, dass ich mich gar nimmer eingekriegt habe und dann war ich so aufgeregt, weil ich nun noch nach Neustadt fahren musste und ich mich in Halle so überhaupt nicht auskenne und gar nicht wusste, wie ich dorthin kommen sollt. Zum Glück hatte ich mein Handy bei, welches ja eine Navifunktion hat. So fanden wir am Ende diese Einrichtung auch.

Der Mann dort war wirklich sehr sehr nett und einsichtig. Im Gespräch mit ihm hat man gemerkt, dass er mich kranken und behinderten Menschen eben mehr zu tun hat und diese auch besser versteht, wie so ein Möchtegernvermittler vom Jobcenter. Er konnte das Verhalten meines Vermittlers gar nicht verstehen und hat uns am Ende einen Tipp gegeben und will uns sogar dabei helfen: Ich könnte für 16 Stunden/Woche beim Heimatverein angestellt werden und das auf 3 Jahre. Dabei würde ich über 400€ verdienen und das meiste vom Lohn würde durch Förderungen gedeckt werden. Der Verein müsste dann „nur“ 10% des Lohnes tragen und da meine Mutti die Vereinsvorsitzende ist, meinte sie, dass sie das Geld dann aus ihrer eigenen Tasche zahlen würde. Dieses Konzept ist ähnlich wie das, was wir damals mit dem Integrationsamt besprochen haben. Wer ein langer Leser meines Blogs ist, erinnert sich vlt noch daran, dass ich mal beim Integrationsamt war, um in so eine Art Bürgerarbeit hereinzurutschen, die vom Amt gefördert würde und der Verein hätte eben noch einen gewissen Prozentsatz selbst tragen müssen. Dieser Vorschlag wurde ja von meinem Vermittler zunichte gemacht.
Der nette Mann aber will versuchen, das alles ohne meinen Vermittler abzuwickeln. Er will sich mti dem Integrationsamt in Verbindung setzen und auch mit dem Chef vom Jobcenter.

Nach diesem Gespräch fiel uns beiden sooooo ein großer Stein vom Herzen, aber ich war auch fix und fertig und konnte meine Augen kaum noch offen halten.

 

Ach, jetzt hab ich sooo viel geschrieben. Ich hoffe, euch geht es gut. Nun kommen wir mal noch zu dem Erfreulichen: Am Samstag flieg ich in den Urlaub und ich freu mich wirklich sehr. Endlich abspannen und Ruhe genießen, Energie auftanken, um dann am 02.07. in die neue Chemotherapie zu starten. Ja, ich habe den Start verschoben und mir Caelyx noch einmal geben lassen. Mir war das Risiko zu hoch, dass es mir im Urlaub schlecht gehen oder ich meine Haare verlieren könnt.
Apropos Haare: Gott, sind meine Haare furchtbar. Ich habe das Gefühl, dass sie durch die Chemo irgendwie abgestorben sind. Ich verliere auch immer mehr Haare, was man so aber nicht sieht. Aber das Kämmen ist eine Qual. Meine Haare fassen sich an wie Stroh, sie verziepen und bilden Knötchen. Andererseits habe ich das Gefühl, dass sie gar nimmer fetten. Also als ob sie durch die Chemo abgestorben sind, aber nicht ausfallen. Ganz komisch. Ich hab zwar nicht mehr viele Wochen mit meinen Haaren, aber falls jemand einen tierversuchsfreien Tipp für eine schöne Pflege hat, nehme ich das gern an. Es ist gar nicht so einfach, etwas zu finden, was nicht den Stempel „Tierversuche“ auf der Packung hat..

Puh, so. Nun denn, falls wir uns nimmer lesen, ich berichte dann nach dem Urlaub 🙂

Tschüssi.

Das Leben ist kein Ponyhof

Ich weiß nicht, wie oft ich das hier schon geschrieben habe: Das Leben ist kein Ponyhof. Kein Wunschkonzert. Wir sind hier nicht bei „Wünsch dir was“, sondern bei „So is’es!“

Und mein Leben ist sowieso nie voll Ponys oder Trommeln und Posaunen. Ich bin die, die den Zonk absahnt, die Arschkarte zieht. Eben die, die Tor 3 bekommt, obwohl es Tor 1 hätte sein müssen.

Manche von euch haben schon über Facebook mitbekommen, dass etwas nicht stimmt. Zwei Tage nach dieser fiesen Nachricht, bin ich bereit, euch davon zu erzählen.

Ich bin am Montag nichtsahnend zur Bestrahlung gegangen. Dort wurde ich zur Onko geschickt, da ich ja auch dort noch einen Termin hatte und in der Strahlentherapieklinik ein Gerät ausgefallen war. Ich sollte nach meinem Onkotermin wieder rüber kommen – liegt ja praktischerweise gleich nebenan.
Also ging ich zur Onko rüber.  Dort bekam ich meinen Laufzettel und ich lief den Gang entlang, wunderte mich, warum Zoladex durchgestrichen war. Genau deswegen war ich doch eigentlich dort, wegen Zoladex und Xgeva. Aber auf dem Zettel stand nur Xgeva, kein Zoladex mehr. Und eigentlich dauerte es gar nicht lange. Ich kam höchstens drei Schritte von der Anmeldung in Richtung „großes Labor“ und dann sah ich es auch schon: (1) Caelyx

(1) Caelyx

(1) Caelyx

(1) Caelyx

C a e l y x . . .

Eine Chemotherapie. DIE Chemotherapie. Sie stand da, ganz frech. Hatte sich einfach auf meinem Laufzettel eingebrannt. Mit dickem Kuli. Ich sollte also heute die erste Caelyx bekommen. Die Chemotherapie, die ich vor nicht mal einem viertel Jahr ausgeschlagen habe. Aber warum?
Ich saß total benommen im Warteraum und rätselte, ob meine TM-Werte wirklich so schlecht seien.
Dann wurde ich zu den Schwestern aufgerufen, die mir eine Portnadel für die Therapie setzen wollten. Und Blut wollten sie auch schon wieder. Nein nein, ich habe auch das ausgeschlagen. Ich habe gesagt, dass hier heute gar nichts passiert. Keine Therapie und auch kein Blut. Ich will erst einmal wissen, was hier überhaupt los ist. Die Schwestern konnten das verstehen und schickten mich zum Arzt rein.
Er rief mich auf und teilte mir mit, dass es schlechte Nachrichten gäbe und ich eröffnete ihm sogleich, dass ich heute keine Therapie machen werde. Auch er verstand mich. Er sagte, meine TM seien enorm gestiegen und das in einer so kurzen Zeit. Da bleibt uns nichts anderes über, als die Therapie zu wechseln. Es soll Caelyx werden, eine Dauerchemo mit Dauerhaarausfall. Ich blieb wirklich tapfer und nur 2x stiegen mir während des Gesprächs die Tränen in die Augen, die ich aber wieder gut wegdrücken konnte. Ich könnte euch jetzt alle Einzelheiten des Gesprächs erzählen, das würde aber auch zu nichts führen. Ich habe ihm nur gesagt, dass ich noch nicht sagen kann, ob ich diese Therapie machen werde. Er gab/gibt mir nun zwei Wochen. Am 24.03. muss ich wieder hin und meine Entscheidung Preis geben und sollte ich mich dafür entscheiden, gehts an diesem Montag auch gleich los.

Völlig geschockt und verzweifelt ließ ich mir noch meine Spritzen geben, duldete dumme Fragen der Schwester, wie: „Wie ist denn überhaupt die Prognose?“ und ging dann wieder zur Strahlentherapie. Aber ich sagte dort meinen Termin ab. Ich wollte nimmer rumsitzen und warten. Der Arzt dort hatte auch dafür Verständnis. Mit seinem dämlich-freundlichen „Ich lasse keine Patientenprobleme an mich heran-Lächeln“ schichte er mich Heim.

Im Auto habe ich dann aber wirklich sehr geweint. Es sprudelte nur so aus mir heraus. Ich war zum Glück nicht allein. Meine Mutti versuchte neben mir, sich tapfer zu halten. Dann fuhren wir einkaufen und Heim.

Zuhause das Übliche, wir kennen es ja nun schon.. man muss seinem Vater die bittere Wahrheit sagen. Wir haben allesamt geheult. Dann ging es Heim und dort das Ganze noch einmal mit dem Liebsten Herzjungen. Der schimpfte wieder wie ein Rohrspatz auf meinen Arzt und murmelte ständig: „Ich verstehe das nicht. Andere werden doch auch geheilt. Ich verstehe das nicht.. Ich.. ich verstehe das nicht.“

Zwei Tage sind vergangen und so gut wie gar nicht habe ich das Thema an mich heran gelassen. Ich ging arbeiten, war gestern erst 20.00 Uhr Daheim und auch heute viel Stress. Viel Ablenkung.

Ich fühle mich furchtbar und mag mich nicht entscheiden. Mein Körper wehrt sich gegen diese Therapie, aber ich habe Schmerzen im Becken. Ich will diese Therapie nicht. Mein Leben wird verpfuscht. Mit dieser neuen Therapie geht mir jede Art von Lebensqualität verloren und das auf Dauer. Ich werde meine Haare verlieren – ein Leben mit Perücke und bösen, neugierigen Blicken und Fragen. Ich werde wieder fett werden, danke Dexamethason. Ich weiß nicht, ob ich dann noch arbeiten gehen kann. Gerade wollte man sich doch für mich einsetzen, eine Vollzeitstelle für 3 Jahre mit tollem Geld. Ein Auto wäre dann auch drin gewesen. Mein Urlaub.. kann ich dann überhaupt noch in den Urlaub fliegen? Darf man unter einer Dauerchemo überhaupt fliegen? Baden mit Perücke an schönen Stränden. Super. Ich schäme mich schon jetzt und habe noch gar nichts entschieden.

Was soll ich nur tun? Ich weiß, dass sich der Krebs ausgebreitet hat. Letztens schmerzte mein Ellenbogen und die linke Schulter. Ob es dort auch wieder neue Metas gibt? Mein Beckenkamm gibt keine Ruhe, wummert seit vorgestern ununterbrochen. Ich liebe meine Schmerztabletten.

Ich fühle mich leer, wie in einer Hülle und will nichts mehr wahrnehmen.

Nun zu euch

So ihr Lieben,

nachdem ich auf Facebook die erste Welle losgetreten habe, möchte ich nun ausführlicher erzählen, wie es gestern in der Onkologie war.

Draußen färbt sich gerade der Himmel schön rot. Toll.

Sorry, ich weiß einfach nicht, wie ich anfangen soll.

Also gestern stand ja eigentlich nur Xgeva an der Tagesordnung. Es war sehr voll in der Onkologie, meine Mutti war mit. Immerhin hätte es ja sein können, dass ich doch das MRT-Ergebnis bekomme und da ist so ein kleiner Beistand doch ganz hilfreich.
Naja, nach dem Blutabnehmen konnte ich dann zum Arzt. Ich hatte in meiner Mappe, in der der Laufzettel war, schon die MRT-CD gesehen. Aber ich versuchte, meine Laune aufrecht zu halten.

Beim Arzt kamen wir recht schnell zum eigentlichen Thema. Meine roten Blutkörperchen sind wieder auf Normalstand, die weißen jedoch etwas abgefallen (2,7). Wir sprachen die TM-Werte der letzten Monate ab und diese stiegen beide (CEA & CA) kontinuierlich, liegen nur knapp unter 300. Ziemlich deprimierend, als ich diese letzten Zahlen hörte. Mein Arzt versuchte mir schonend beizubringen, dass man bei solchen Werten schon davon ausgehen kann, dass da etwas ist. So und dann las er mir das Ergebnis vor. Es fing recht harmlos an.

Ich fasse es mal zusammen. Die Metastasen im Becken sind soweit still geblieben. Eine am Oberschenkel rechts ging sogar zurück. Am Beckenkamm jedoch sind wohl wieder welche aktiv (habe das Ergebnis grad nicht zur Hand und werde es mit euch ein anderes Mal auswerten). Auch Oberschenkel links ist die Metastase auf 4cm gewachsen.Mehrere Brustwirbelknochen sind betroffen, ebenso auch mehrere Lendenwirbelknochen. Das erklärt nun auch die Schmerzen in meinen Rippen und das Herzstechen, was ich immer dachte zu haben. Es sind Metastasen in den Rippen..
Zudem Metastasen in der rechten Schulter, was somit auch hier meine Schmerzen erklärt. Es scheinen wirklich viele Metas dazu gekommen zu sein. Es macht mich sehr traurig.

Ich musste nach der Onko noch ins Jobcenter. So ganz nebenbei habe ich meinen Arbeitsvertrag unterschrieben und gehe ab Januar befristet und für wenig Geld 6 Stunden täglich arbeiten. Aber egal, es lenkt mich ab und ich habe etwas mehr Geld in der Tasche.

Ich hab mich recht tapfer durch den restlichen Tag geschlagen. Zwar habe ich geweint, als ich das Ergebnis um die Ohren geschmettert bekam, aber ich fing mich auch wieder. Bis ich dann Zuhause bei meinen Eltern war. Dort musste ich es ja auch meinem Vater erzählen. Wir weinten alle drei in der Küche. Abends erzählte ich es auch Dani und von da an war ich auch irgendwie kaum noch ansprechbar. Ich trauerte vor mich hin, es kullerten immer wieder Tränen. Ich habe meinen Mut verloren und große Angst. Zudem bekam ich gestern wieder Fieber und Schüttelfrost.

Wie es nun weitergeht?

Mein Onkologe hat eine neue Chemotherapie für mich herausgesucht. Sie ist ansich gut verträglich, aber die Haare werden ausfallen. Ein großer Schock für mich. Ich will das nicht. Ich handelte also eine andere Therapie aus. Eine, die so eigentlich für mich nicht vorgesehen ist, aber mein Onkologe findet auch diese gut und würde sich darauf einlassen. Ich könnte meine Haare behalten. Er behandelt gerade eine Patientin damit und das schon seit 2 Jahren.

Am 07. Januar 2014 habe ich meinen Termin in der Onko. Dann soll ich meine Entscheidung abgeben. Erstmal die „sanftere“ Methode, oder doch gleich die, die er vorschlug.
Ich bin etwas verunsichert. Ich weiß, dass ich die Ausweichchemotherapie nehmen werde, aber ich habe Angst davor, etwas falsches zu tun. Ich komme mir komisch bei vor, dass ich nur wegen meiner Haare eine Chemo ausschlage. Aber ich glaube, dass es sich hier um eine Dauerchemo handelt und das heißt auch für mich, auf Dauer keine Haare.. damit komme ich einfach nicht klar. Nein. Nie.

So, nun wisst ihr auch erstmal Bescheid. Nachdem es mir gestern so richtig schlecht ging, will ich es heute gar nicht wahr haben. Es kommt mir vor, als wäre nichts gewesen. Und dann, beim nächsten Zwicken in der Schulter oder der Rippe weiß ich, dass da Metastasen sind. Diese Zwicken nimmt nun eine völlig neue Gestalt an und diese Gestalt ist unheimlich.

 

Große Angst vor Morgen

Ach ihr…,

Morgen ist mein nächster Onko-Termin und ich habe echt Bammel, nicht nur, dass ich überall Schmerzen habe, mein MRT-Ergebnis sollte eigentlich auch schon ’ne ganze Weile vorliegen.

Ja, ich hab Schmerzen. Mal weniger, mal mehr. Mal sticht es im Becken, gewohntes Metastechen, was mir Sorgen macht, mal tut mir die rechte Schulter weh. Eine falsche Bewegung und ich könnte quieken. Außerdem sticht mein Herz (ich weiß nicht, ob es das Herz ist, aber es ist die Herzgegend) beinahe täglich. Meine Brustrippen tun auch noch immer weh. Zwar auch nur beim Umdrehen im Bett, aber es ist noch immer nicht weggegangen.

Nun hab ich Angst vor Hiobsbotschaften, die mich Morgen ereilen könnten. Aber ich habe mir auch fest vorgenommen, nicht nach einem Ergebnis zu fragen. Ich hoffe ja sehr, dass das Ergebnis Morgen untergeht und ich vor Weihnachten noch meine Ruhe habe. Schon komisch, dass ich mich immer vor Ergebnissen drücke, anderen aber stets sage: „Lieber zu früh erkennen, als zu spät.“ Eigentlich widerspricht sich das total.

Morgen steht auch ein erneuter Termin im Jobcenter an. So wie es aussieht, kann ich ab Januar diesen Minijob antreten und mir so wenigstens noch ein paar Euro zum Hartz IV zuverdienen, auch wenn es nicht viel ist.

Ach, bin ich froh, wenn der Tag Morgen rum ist. 😦 Wünscht mir Glück oder eben, dass die Onkologin mein Ergebnis vergisst.

Ein neuer Stern

Ein neuer Stern ziert unseren Himmel. Ich hoffe, du bist gut dort oben angekommen.

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Der Kackmonat November nimmt allmählich ein Ende. Ich hasse den November. Zu viele Menschen mussten in diesem Monat von mir gehen. Zu viel trauer, das Wetter grau und nass. Gibt es einen beschisseneren Monat?

Ich bin gestern ziemlich wehleidig ins Bett gegangen und habe mir viele Gedanken um mich und mein Leben gemacht. Ich bin mit Tränchen in den Augen eingeschlafen und fühle mich heute sehr müde. Es ist nicht immer einfach, positiv zu denken. Ich habe Angst vor der Zukunft.

Morgen ist mein MRT. Danach muss ich noch hoch zur Onko. Hoffentlich habe ich Morgen meine Vertretungsärztin, denn ich habe ein paar kosmetische Probleme, die ich ansprechen möchte. Mir ist wohler, wenn ich solche Dinge mit einer Frau besprechen kann.

Ach, wisst ihr, irgendwie fehlt mir gerade die Lust, zu schreiben. Ich hänge etwas durch. Ich hoffe, ihr versteht das.

Hypnose

Ich hab ja schon des Öfteren berichtet, dass ich abends im Bett gern autogenes Training mache. Zwar bin ich nicht der Typ, der warme oder schwere Beine und Arme bekommt, aber die Konzentration auf den Körper und auf die Stimme tut mir gut und hilft mir beim Einschlafen. Oft lasse ich das Video auch einfach nebenher laufen und schlafe ein, ohne mich zuvor darauf konzentriert zu haben.

Ab und an habe ich es auch mit Hypnose versucht. Vielleicht erinnert ihr euch an den Beitrag darüber. Ich glaube zumindest, schon einmal über mein Erlebnis mit der Hypnose vor dem Einschlafen berichtet zu haben.
Da gibt es jemanden, dessen Stimme ich sehr gern höre. Sie ist beruhigend und hat einen tollen Akzent. Als ich das erste Mal diese Art von Therapie ausprobierte, machte sich ein urkomisches Gefühl in meinem Körper breit und das Zimmer schien plötzlich weit weg zu sein, die Räume zogen sich in Gedanken sehr lang. Ich fand das toll. So muss sich dieser Trancezustand anfühlen. Ich versuchte dieses Video auch ein zweites Mal, wo es aber nicht so gut klappte.
Gestern stieß ich wieder auf diesen Youtube-Kanal und fand auch ein Video, welches ich schon einmal durchlaufen ließ. Ich kannte es also bereits, hatte aber ebenfalls keine grippelnden, hypnotischen Momente, aber der Körper war am Ende entspannt und schlafbereit.
Dieses Video hörte ich mir also gestern noch einmal an und ich schwöre, ich mache es nie wieder. Hypnose ist also doch nicht immer der Beste weg zum Einschlafen.

Es ging darum, sein Leben positiver zu leben, mit dem Ausgang hinterher gut für den Schlaf vorbereitet zu sein.
Nach einer Gesprächphase und dem gedanklichen Herunterzählen von 100 an, wo spätestens bei 94 die Zahlen verschwanden und man nun völlig enstpannt sei, sollte also das Unterbewusstsein bereit für die nachfolgenden Sätze des Hypnotiseurs sein. Sätze über positive Gedanken, die das Unterbewusstsein aufsaugen und nie wieder löschen würde. Das Unterbewusstsein zeigt dir deinen Weg, den du gehen wirst. Und plötzlich merkte ich, wie sich eine Bilderflut in meinem Kopf drehte, ähnlich wie eine Kamera, die man in der Hand hält und sich im Kreis dreht. Blätter und Bäume drehten sich um mich, komische Wege.. es ging alles ganz schnell und war verwirrend und dann erschrak ich plötzlich, als mir – ungelogen – mein Unterbewusstsein ein großes Tor öffnete, wo sich ein großer, dunkler Park dahinter verbirgte. Ein Friedhof, so habe ich es gedeutet.

Ich schwöre, das zeigte mir mein sogenanntes Unterbewusstsein. Dieses Bild hängt tief in mir drin. Diese Betoneinfassung und das Dahinterbefindliche, das alles erinnerte mich so stark an einen Friedhof, dass ich so erschrocken war und mich überhaupt nicht mehr konzentrieren konnte und wollte. Soll das mein Weg sein, den ich gehen muss? Ich bin verwirrt und habe Angst. Ich würde nicht daran glauben, hätte ich es nicht selbst erlebt. Hab gestern überlegt, ob ich den Typ mal anschreibe.. aber der schert sich wahrscheinlich einen Dreck um meine inneren Gedanken und Visionen.

Hm, das war schon irgendwie creepy.. :/

IMAG2763P.S. So düster sah das Bild natürlich nicht aus. Eher eben wie ein dicht bewachsener Friedhof, der wenig Licht durchlässt. Nicht gruselig oder unschön und ich habe auch keine direkten Gräber gesehen, zumindest erinner ich mich nur wirr daran, aber so in etwa sah das Bild aus und das blieb dann auch ganz fest stehen und änderte sich nicht mehr. Als hätte das Unterbewusstsein aus einem Wall an Orten diesen für mich ausgesucht. Und der erste Gedanke zu dem Bild war eben Friefhof.

Burnout?

Es will ja nicht richtig ruhig werden um mich und meine Familie. Seit meiner Diagnose im Jahr 2010 ist ständig ein neuer Schicksalsschlag durch unsere Familie gezischt. Meine Oma wurde dement, starb letztendlich daran. Das ewige Hin und Her, die ständigen Neudiagnosen um mich und den Krebs, mein Onkel, der nun ebenfalls Krebs hat/hatte, mein Opa, der seit seinem Krankenhausaufenthalt vor einem Jahr immer mehr durcheinander gerät und meine Eltern so manch schwere Stunde beschert. Mein Vater hat starken Stress, meine Mutti auch.

Seit vielen Monaten schon, ist mir und meiner Mutti aufgefallen, dass mein Vater sehr unkonzentriert Auto fährt. Des Öfteren hatte ich Angst, im nächsten Graben zu landen. Manch Ampel scheint unsichtbar. Die allgemeine Konzentration ist nicht mehr das, was sie einmal war.
Er arbeitet sehr viel. Ihm wird zu viel abverlangt. Nachts der Anruf, er wird auf Arbeit verlangt. Morgens 6.00 Uhr geht die normale Arbeitszeit in die nächste Runde, oft mit Überstunden. Der Stress Zuhause, die kranke Tochter, der Opa, den wir alle lieben, der aber ebenfalls Kräfte raubt.
Wir machen uns Sorgen. Meine Mutti glaubt, mein Vater könnte in ein Burnout rutschen. Er hat zu nichts mehr Lust. Er kommt Heim, geht auf die Couch und schläft. Er geht zeitig ins Bett und schläft und gab letztendlich nun auch zu, dass ihn nichts mehr antreibt und er am liebsten gar nichts mehr machen möchte. Mein Vater ist völlig durch, doch will er keinen Arzt aufsuchen.

Ist die Angst um Burnout berechtigt? Ach, wieso kehrt nicht einmal Ruhe ein..?

Wenn man versucht, es sich schön zu reden.

Unser Hund wurde nur drei Jahre alt. Ob er sterben wollte?
Einen anderen Hund mussten wir einschläfern lassen. Er wusste nicht, was ihm bevorsteht. Ob er es geahnt hat? Ob er sterben wollte?
Ich versuche mir einzureden, andere mussten auch zeitig sterben. Sie wollten es auch nicht. Aber das Leben geht weiter.
Normen wollte auch nicht sterben. Er ist doch gerade mal ein paar Jahre älter als ich gewesen. Normen starb auch so jung. Er musste. Genau wie Toni. Er musste. Viele Menschen müssen jung sterben. Das Leben der anderen geht weiter. Die Welt dreht sich weiter. Irgendwie.
Die Eltern eines Bekannten durften nur die Hälfte ihres Lebens genießen. Sie wollten ganz gewiss auch nicht sterben.
Der Cousin eines Bekannten.. er war auch nicht viel älter als ich. Er starb jung. Er musste.
Der Freund, der mit seinem Auto von der Straße abkam und seine Beifahrerin in den Tot fuhr. Sie musste jung sterben.
Julia, die mit 14 Jahren durch die Dummheit der anderen ihr Leben lassen musste. Sie musste ebenfalls sehr jung sterben.

Ich versuche irgendwie irgendwo etwas Trost in all den anderen zu suchen. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto schlechter fühle ich mich.

Ich bin doch nicht der einzige junge Mensch, der früher gehen muss. Ich weiß nicht einmal, warum ich mir das auch so einrede. Noch lebe ich. Noch geht es mir den Umständen entsprechend gut. Es könnte doch noch viel schlimmer sein, richtig? Und dennoch glaube ich, dass ich die Todesquittung schon auf der Stirn trage – den berühmten Zettel am Zeh. Der Krebs wird siegen.  Die Forschung hat kein Heilmittel für mich. Die Forschung kann mich höchstens etwas länger am Leben erhalten. Aber sterben muss ich. Am Krebs. Irgendwann. In jungen Jahren. Auch wenn es noch 10 Jahre dauert. Ich bin auch in 10 Jahren noch jung.

Die anderen waren auch jung.. sie mussten sterben. Ich werd euch dann alle wiedersehen. Normen, ich freu mich auf dich. Bald hast du Todestag.. ein paar wenige Wochen nach Regina, ein paar Tage vor Oma.

Ich hasse dich, du scheiß Welt. Fuck off..

One life

Man kann wirklich einen Tag lang mit den Gedanken krebsfrei bleiben. Doch meist sind es dann diese kleinen Momente, die dich aus deinen unbeschwerten Stunden reißen und voll reinhauen, sich tief in deine Seele bohren und dort festsitzen, bis der nächste blöde, kleine Moment kommt, der dich aus deinen schönen Stunden reißt, deinen krebsfreien Stunden.. Ein Teufelskreislauf.

Mir passiert das erstaunlich oft, wenn ich Musik höre, gern auch gepaart mit bügeln, denn da sind die Gedanken frei und offen für alles.

Mein Tag war heute krebsfrei. Ich habe lange geschlafen, mich dann im Bad fertig gemacht, in Ruhe gefrühstückt und Kaffee getrunken. Dann bin ich zu meiner Mutti gefahren. Ich war einkaufen, habe sie zum Arzt gebracht und bin gedanklich krebsfrei mit zu ihr, um den nächsten Kaffee zu tanken (ohje, ich ahne Schlimmes..). Noch immer war ich gedanklich krebsfrei.

Und als ich gegen 16.30 Uhr nach Hause fuhr, kurz vor unserer Straße, das Lied lief eigentlich schon eine ganze Weile und doch nahm ich das letzte Stück plötzlich intensiv wahr.

One life – we only have one life

Krawumm. Dieses beknackte Lied, dass ich sowieso nicht wirklich mag, bohrte sich plötzlich in meine nun nicht mehr krebsfreien Gedankengänge und ich dachte mir: One life, ein Leben. Jeder hat nur ein Leben. Und genau dir wird dieses Leben genommen. Genau du hast Krebs und wirst daran sterben müssen. Du hast nicht einmal die Möglichkeit, die Hälfte deines Lebens auszukosten. Du wirst schon nach einem knappen Vierteljahrundert herausgerissen. Unfair. One life? Mein Leben ist einfach nur riesengroßer Bullshit, mit ein paar guten Tagen und ein paar mehr schlechten, nicht krebsfreien Tagen.

Und ich habe wieder Angst. Ich wehre mich innerlich so schrecklich doll gegen diese Gedanken, gegen den Gedanken, sterben zu müssen, nicht mehr da sein zu dürfen. Ich will nicht sterben und ich habe Angst davor. Ich könnte heulen. Hatte ich doch letztens zur Psychotherapeutin in der Reha gesagt, dass ich nur selten solche Momente habe, an denen ich mir wirklich eine psychologische Betreuung wünsche, diese meist dann auftauchen, wenn neue Therapien anstehen, die Tumormarker nicht stimmen und ich in den offenen Seilen hänge. Hallo Therapeutin, ich habe gerade diesen einen Moment, in dem ich mich ausheulen und von all meinen Ängsten sprechen möchte. Ich habe gerade diesen Moment, wo ich meine Last auf jemand anderen abladen möchte. Ich möchte genau jetzt bitte, dass mir meine Angst genommen wird, dass mir mein erbärmliches Schicksal genommen wird. Ich möchte genau jetzt krebsfrei sein. Bitte. Jetzt.

Ich sollte keine Musik mehr hören. Und bügeln vielleicht auch nicht..

Just the way you are – Bruno Mars

müde

Ich bin heute sehr müde. Müde, müde, müde. Könnte nur schlafen. Das Aufstehen fiel wieder schwer. Dani ist arbeiten. Ich habe noch ein paar Stunden Ruhe, ehe er hier wieder aufkreuzt. Muss nicht kochen, zum Glück. Hatte noch so einiges eingefroren.
Mein Bauch schimpft und meckert. Diese blöden Eisentabletten. Man sieht sie nicht, aber hört sie. Alles wird auf den Kopf gestellt. Die Mischung aus Afinitor, Exemestan, Selen und ferro sanol ist keine gute. Ich habe die Schnauze voll von diesem Tablettenkram, habe doch nicht für umsonst meine Schilddrüsentabletten eigenmächtig abgesetzt.

Gestern Abend wälzte ich Packungsbeilagen. Meine rechte Brustrippenseite schmerzt. Ich habe Angst deswegen. Ob mein TM noch immer so erhöht ist? Ich habe dieses Mal nicht nachgefragt.
Ich las von Schmerzen im rechten Oberbauch, die auftreten können. Zählen die Rippen zum Oberbauch? Wo sind denn die Schmerzen vom rechten Oberbauch? Es sind eindeutig die Rippen. Das fühle ich, wenn ich draufdrücke. Im Bett liegen und umdrehen ist eine schwere Sache. Dann schmerzt es wieder. Gerade merke ich nichts. Bewege mich ja auch kaum und sitze nur gelangweilt rum, durchforste das WWW nach irgendwelchen brauchbaren, unterhaltsamen Informationen, um den Vormittag rumzukriegen.

Draußen scheint die Sonne. Man könnte ja auch mal rausgehen. Allein? Keine Lust.

Morgen hat mein Vater Geburtstag. Ich hadere schon seit Tagen mit mir, denn ich muss Dani um Geld beten. Es kotzt mich an.
Gestern Kino mit meiner Freundin. Ich konnte nur gehen, weil sie Gutscheine hatte. Es kotzt mich an.
Ich bräuchte mal eine neue Jacke. Kein Geld. Es kotzt mich an.
Bommel hatte nur noch Nassfutter. Ich bekam ein paar Euro von meiner Mutti, um ihn Trofu zu kaufen. Es kotzt mich an.

Ich will das alles nicht mehr.